Donnerstag, 25. April 2013

Ein echter Siegertyp: Exped SynMat 7

Mit diesem Artikel möchte ich mich einer der früheren Innovationen aus der Schweizer Ausrüstungs-Schmiede Exped widmen. Bereits 2002 haben diese mit der ersten Downmat den Anspruch an den Liegekomfort auf Tour erheblich nach oben geschraubt. 2006 folgte die SynMat, welche nach der Markteinführung auch gleich die erste Auszeichnung gewann. Verdienter Weise, wie ich inzwischen sagen kann. Nachdem ich nämlich schon einige Jahre mit einer solchen Isomatte liebäugelte, habe ich in dieser Saison endlich die Gelegenheit erhalten, mir mein eigenes Urteil zu bilden. Hierfür stellte mir Bergfreunde.de die aktuelle Exped SynMat 7 L zur Verfügung. Hinter dieser Modellbezeichnung verbirgt sich die reguläre SynMat mit 7 cm Dicke in der Größe L, was laut Hersteller einer Liegefläche vom immerhin 197 x 52 cm entspricht. Im Gegensatz zu meiner Mammut Light Pump Mat geradezu üppig, wie ich ja schon berichtete.


Geliefert wird die Exped SynMat 7 L in einem Packsack und einem kompakten Packmaß von rund 26 x 16 nachgemessenen Zentimetern. Exped gibt 21 x 16 cm an, was man mit etwas mehr Kompression wahrscheinlich auch noch hinbekommt. Es wird übrigens empfohlen, die neue Matte auszupacken und erst einmal über Nacht offen liegen zu lassen. Schließlich kann sie bis zum Erwerb unter Umständen schon Monate komprimiert in ihrem Packsack in Lägern und Ladengeschäften gelegen haben. Dieser unkomprimierte Zustand empfiehlt sich meiner Ansicht nach dann auch für die Lagerung zuhause. Ich habe Matten, die locker aufgepumpt in einer Lücke neben dem Kleiderschrank stehen. Der Schaum im Innern bleibt so immer schön entspannt. Die Füllung der SynMat besteht dagegen nicht aus Schaum, sondern aus einem Kunstfaser-Vlies (160 g/m² Texpedloft Mikrofaser), welches innen an der Ober- und Unterseite der Matte auflaminiert ist und sich beim Aufpumpen auseinanderzieht. Die Luftkammern sind
dadurch also nicht einfach nur mit Luft gefüllt, sondern mit der isolierenden Kunstfaser. Dies machte sich auch gleich beim ersten Probeliegen bemerkbar. Sehr schnell wurde die Körperwärme von der Matte reflektiert. Hat man zudem den Luftdruck an seine Liegegewohnheiten angepasst, dann könnte man sich tatsächlich wie zuhause im Bett fühlen.
Apropos Luftdruck: Diente bei den ersten Matten noch etwas umständlicher der Packsack als Blasebalg, hat sich bei Down- und SynMat inzwischen das Konzept der integrierten Luftpumpe bewährt. Hierzu ist am Fußende seitlich ein offenporiger PU-Schaum mit einem Ventildeckel eingearbeitet, welchen man mit zwei flachen Händen plattdrückt und dabei quasi eine Handfläche als Rückschlagventil nutzt. Herunterdrücken, Hände weg, bis der Schaum wieder aufgequollen ist, dann erneut mit den flachen Händen herunterdrücken. Genial simpel. Um die rund 90 Liter Volumen der SynMat aufzupumpen soll im Idealfall etwa eine Minute genügen.

Bei den über Ostern herrschenden Temperaturen konnte ich wohl (fast) keine bessere Matte zu testen beginnen. Die Wärmeleistung der SynMat 7 wird mit einem R-Wert von 4,9 angegeben. Mit diesem Wärmedurchgangswiderstand wird die Wärmedämmeigenschaft eines Stoffes angegeben (nähere Informationen sind bei der Konkurrenz sehr übersichtlich aufbereitet). Der angegebene R-Wert belegt laut Exped eine Isolation bis -17° C, was die SynMat zumindest in unseren Breiten zu einer echten 4-Jahreszeiten-Matte macht.

Etwas Recherche zeigte auf, dass bereits 2002 eine für die DownMat in Auftrag gegebene
Untersuchungen der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) veröffentlicht wurde, aus der hervorgeht, dass üblicherweise drei mal mehr Wärme nach unten als nach oben verloren geht. Demnach ist eine warme Matte also wichtiger als ein wärmerer Schlafsack und es lässt sich durch eine warme Matte durchaus bis zu 20% Gewicht am Schlafsack sparen. Die richtige Kombination macht es also. Trotzdem traute ich mich nicht, jetzt schon meinen Sommerschlafsack einzusetzen. Dafür hatte ich es dann aber auch richtig schön mollig.

Viel Theorie, noch ein paar Worte zur Praxis. Im Rucksack lässt sich die SynMat recht gut verstauen. Als Gewicht werden von Exped allerdings 960 g zuzüglich 18 g für den Packsack veranschlagt. Komfort hat nunmal seinen Preis, wird mich aber zumindest auf zukünftigen Paddeltouren kein Bißchen beeinflussen.

Nach Aufbau des Zeltes wird die Synmat ausgepackt und ausgerollt. Mit offenem Pumpenventil bleibt sie erst einmal liegen, bis der Rest des Lagers eingerichtet ist. In der Zeit kann sich der Schaum der Pumpe etwas entspannen. Die beiden Ventile zum Befüllen und Entlüften befinden sich auf der Unterseite. Von dieser Seite muss man aufpumpen. Hierzu kniet man sich am bequemsten etwas seitlich zu der Pumpe und legt dann beide Hände hintereinander flach auf die Markierungen. Die hintere Handfläche deckt beim Herunterdrücken das Ventil ab, damit die Luft ins Matteninnere gelangt. Wie ich oben schon beschrieben habe, wird vom Hersteller eine recht sportliche Zeit von einer Minute zum Aufpumpen der Matte angegeben. Gestoppt habe ich bei mir einmal etwas über zwei ungeübte Minuten, aber ich arbeite auch noch an meiner Technik. Ich empfehle nach dem Aufpumpen ein Probeliegen. Überschüssige Luft lässt man einfach wieder durch das Ventil ab, bis der Liegekomfort stimmt.

Sehr angenehm finde ich die große Liegefläche der SynMat 7 L. Als Seitenschläfer brauche ich ein Kissen, das ich mir unterwegs immer aus dem Packsack des Schlafsacks bastle. Dort kommen nachts Klamotten rein und als Hülle dient mir ein (Fleece-) Pulli. Exped hat den Packsack der SynMat extra so dimensioniert, dass er sich ebenfalls als Kissen eignet. Ab sofort habe ich also sogar die Wahl. Das Kissen passt bei meiner Körpergröße von rund 177 cm dann jedenfalls vollständig auf die Matte. Bisher hatte ich dieses bei meiner Light Pump Mat oder der Vaude Leichtluftmatratze eher unterklemmen müssen, was ja nicht gerade zu einem entspannten Schlaf führte. All diesen Matten gemein ist hingegen die eher geringere Eignung zum Sitzen. Hierfür würde ich eher eine halbierte Evazote-Matte oder ein selbstaufblasendes Sitzkissen verwenden.

Der Oberstoff der SynMat ist übrigens angenehm weich und rutschfest. Dafür sorgt die verwendete aufgerauhte Polyesterfaser. Ob die aufgeprägte Bienenwabenstruktur hierbei auch auch eine Rolle spielt, ist mir nicht ganz klar. Aber das sind für den Anwender unwesentliche Details. Diesen wird eher interessieren, dass man nicht das Gefühl hat auf einzelnen Wülsten zu liegen. Auch das häufiger im Zusammenhang mit dieser Art von Isomatte genannte Rascheln ist mir bei der SynMat nicht aufgefallen. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass die Matte über Nacht Luft verloren hätte. Soweit also perfek für Leute, die sich unterwegs keiner Askese unterziehen möchten. Bleibt noch das Packen am Folgetag: Ventile auf, Matte mehrfach übereinanderlegen und darauf kniend die Luft herausdrücken. Danach die Matte auslegen, von beiden Längsseiten einschlagen und vom Kopfende her einrollen, Ventildeckel schließen und ab in den Packsack. Dieser verfügt übrigens für den Notfall über ein kleines Einschubtäschchen mit einem Reparaturset, bestehend aus Reparaturflicken und einer kleinen Tube Textilkleber. Somit steht der nächsten Tour also nichts mehr im Wege.
Zum Abschluss dieses doch etwas länger geratenen Berichtes möchte ich noch auf die von Exped verlinkten Videos zur SynMat verweisen und Euch die Liste der Auszeichnungen zeigen. Die kann sich nämlich sehen lassen:
  • Editor‘s Choice Award 2006 vom Outdoor Magazin: „Komfortabler als mit der SynMat kann man draussen kaum nächtigen."
  • Silberner Industry Award 2006 für die SynMat 7 auf der grössten europäischen OutDoor-Messe in Friedrichshafen. 
  • Editor‘s Choice Award 2008 vom Outdoor Magazin: „Mittels integrierter Pumpe lässt sich die Matte noch einfacher und schneller aufpumpen.“
  • Industry Award 2009 für die von Exped erstmals für Matten entwickelten Flachventile (patent pend.).
  • Designpreis Deutschland 2011- Nominierung für die Flachventile.

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