Sonntag, 25. Februar 2007

Teutoburger Wald für Kurzentschlossene

Endlich konnte ich mal ein paar Tage Resturlaub nehmen und schon wurde das Wetter schlechter. Die Lust auf eine kleine Tour nahm trotzdem nicht ab. Meine erste Überlegung war eine Tour entlang des Rheins nach Worms, die ich mir mal vorgenommen habe. Ich hatte sogar schon meinen Trekkingrucksack mit dem Nötigsten gepackt und online mehrfach die Wetterdaten geprüft, aber mein alter Schlafsack bringt nicht den nötigen Schlafkomfort für die noch immer kühlen Nächte und den neuen Daunenschlafsack habe ich gerade erst am Wochenende bestellt. Also verschob ich diesen Trip noch mal und packte den Rucksack wieder aus. Allerdings wollte ich dann wenigstens irgend eine nette Tagestour machen. Auf fernwege.de schaute ich mir zum x-ten Mal die Wanderwege an, deren Anfahrt für eine Tagestour in Frage kamen und entschied mich nach einigem hin und her für ein Stück des Hermannsweges im Teutoburger Wald. Der südlichste Abschnitt von Detmold über das Hermannsdenkmal und die Externsteine nach Velmerstot gehört angeblich eh zu den landschaftlich schönsten Abschnitten des Weges und liegt für mich noch am nächsten. Die Externsteine wollte ich eh schon seit langem mal besuchen. Damit sich das für einen Tag lohnt, entschied ich mich dafür, schon abends zu fahren und die Nacht im Auto zu verbringen. Also packte ich meinen kleinen Rucksack, etwas Proviant und meinen Schlafsack, zog meine Klamotten an und fuhr noch mal in die Stadt. Ich musste eh noch etwas Zeit überbrücken und wollte schauen, ob ich vielleicht eine Wanderkarte bekomme. Das hätte ich mir allerdings sparen können. Die fraglichen Geschäfte hatten für den Teutoburger Wald maximal eine Fahrradkarte und ich bekam nur angeboten, dass man mir eine Karte bestellt. Klar. Ok, der Hermannsweg als einer der großen Fernwanderwege sollte ja wohl entsprechend markiert sein. Außerdem könnte ich Vorort noch Glück haben und eine Karte finden. Also fuhr ich einfach so los.

In der Karte meines Navis hatte ich mir als Ziel Leopoldstal gewählt. Die Straße, welche lt. Internet direkt zum Wanderweg führt, erreichte ich nach 308 Kilometern. Der Weg dorthin hatte sich etwas gezogen, aber dafür musste ich dann auch nicht mehr so viel Zeit totschlagen. Direkt an der Straße war ein großer und relativ dunkler Parkplatz des ansässigen Sportvereins. Den hatte ich ganz für mich alleine. Also richtete ich mich im Auto gemütlich auf dem Beifahrersitz ein. Meine Kerzenlaterne hängte ich am Riegel des Faltdachs auf, dann schlüpfte ich in den Schlafsack und las noch ein wenig Outdoor Magazin zum Einstimmen.
Nachts weckte mich dann der erste Regenschauer und irgendwann wollte mein Schlafsack nicht mehr richtig wärmen, aber mein Fleece schuf glücklicherweise Abhilfe.
Als ich morgens wach wurde war es tatsächlich schon fast acht Uhr. Zwischenzeitlich hatte es sich eingeregnet und die Scheiben meines Autos waren durch die hohe Luftfeuchtigkeit innen fast ebenso nass wie außen. Bei dem Wetter konnte ich meinen Spirituskocher nicht draußen in Betrieb nehmen, also musste ich etwas improvisieren, um wenigstens einen heißen Kaffee zu bekommen. Kurzerhand benutzte ich die Rückbank als Kochstelle. Für etwas Wasser zu erhitzen ging das mit der entsprechenden Aufmerksamkeit schon mal.


Nach dem Frühstück begab ich mich dann zum Ende der Straße und fand am Waldrand eine Infotafel. Vom Hermannsweg war da aber keine Rede. Lediglich Rundwanderwege waren aufgeführt. Ich markierte meinen Ausgangspunkt im GPS und lief einfach los. Der Weg sollte sich schon irgendwie ergeben. Aus dem Schotterweg wurde schon bald ein schmaler, völlig durchweichter Waldpfad, der bergauf führte. Die Trekkingstöcke dabei zu haben zahlte sich hier sehr schnell aus.
Oben im Wald gelangte ich auf einen breiten Waldweg und die ersten Markierungen, die mir aber ohne die passende Wanderkarte nicht viel sagten. So orientierte ich mich zuerst einmal ein Stück am Eggeweg,
einem insgesamt 72 km langen Steckenweg über den Kamm des Eggegebirges und Bestandteil des Europäischen Fernwanderweges E1. Als ich einen netten Kletterpfad fand, der weiter bergauf Richtung Eggeturm führte, ließ ich mich nur allzu gerne verleiten. Steil, steinig, nass und mit viel Wurzelwerk durchzogen war der Pfad eine richtige kleine Herausforderung und brachte mich etwas außer Puste.

Oben auf dem Velmerstot angekommen hatte ich dann einen grandiosen Blick auf das Nichts. Es war so diesig, dass man nur schemenhaft die nächste Erhebung sehen konnte. Als dann auch noch der Regen aufhörte, war es plötzlich völlig still und unwirklich. Der Lippische Velmerstot ist mit 441 Meter ü. NN. die zweithöchste Erhebung des Eggegebirges. Normalerweise hat man vom Gipfel einen guten Blick über das Land und sieht im Nordwesten sogar das Hermannsdenkmal.

Der Weg führte mich an den kleinen Obelisken, der auf den Felsen aufgerichtet steht. Auf ihm kann man die Aufschrift „Komm’ gern zu mir, doch schone mich, denn alles hier geschah’ für Dich.” lesen. Ob sich dieser Spruch auf Konstantin Mehring bezieht, zu dessen Ehren nicht weit davon auch eine Schutzhütte errichtet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Rechtsanwalt und Notar Konstantin Mehring war 32 Jahre lang Hauptvorsitzender des Teutoburger-Wald-Vereins und verfasste auch eine auch das Buch Der Hermannsweg, Kammweg des Teutoburger Waldes.
Vor dem Obelisken zeigt ein Wegweiser nach links in Richtung Externsteinen. Als ich diese Richtung einschlug, endete der kleine Trampelpfad jedoch bereits nach kurzem an einem Waldhang. Geradeaus weiter hätte der Weg wieder zurück in Richtung Leopoldstal geführt. Im Wald hatte ich recht häufig Aussetzer im GPS-Empfang, was die Orientierung noch etwas erschwerte, aber die Externsteine sollten von meinem augenblicklichen Punkt aus in der entgegengesetzten Richtung liegen. Also entschloss ich mich umzudrehen. Als ich etwas später einem Jogger begegnete, gab der mir den Tipp in Richtung Silbermühle herunter zu gehen. Das deckte sich mit meinen Vermutungen.
Der Abstieg hinunter ins Silberbachtal war ebenso steil und unwegsam wie der andere Pfad vorher. Er führte bis an die Rückseite der Silbermühle, einem wirklich nettem Waldhotel in einer ehemaligen Mühle direkt an einem Teich. Hier bekam ich dann neben einem heißen Milchkaffee auch endlich meine Wanderkarte. Als ich im Restaurant den Rucksack abgesetzt hatte und die Jacke auszog, merkte ich erst, dass die frische Imprägnierung meiner Funktionsjacke anscheinend nicht richtig funktionierte. Nach dem Waschen und Trocknen sollte man Goretexmembranen entweder im Wäschetrockner, oder durch Bügeln reaktivieren. Meine Experimente mit dem Fön waren offensichtlich nicht ausreichend. Schön, dass man sowas immer erst unterwegs bemerkt.

Bewaffnet mit der Wanderkarte konnte ich schließlich meinen Weg fortsetzen. Bald setzte dann auch der nächste heftige Schauer ein und den Regenponcho hatte ich zwischenzeitlich wieder im Rucksack verstaut. Bis ich den anziehen konnte, war meine "Funktionsjacke" völlig nass. Also beschloss ich den Poncho anzulassen. So fror ich wenigstens nicht.
Über den breiten und unspektakulären Wanderweg A5 gelangte ich nach einigen Kilometern schließlich an die Externsteine. Als ich den Weg hinauf ging und hinter den Bäumen plötzlich die Felsformation auftauchte, war ich sehr erleichtert. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir die Externsteine weitläufiger vorgestellt hatte. Na gut, die Felsgruppe ist bis zu 40 Meter hoch und erstreckt sich über mehrere hundert Meter Länge, aber das Meiste davon ist im Wald versteckt. Lediglich 13 der Felsen stehen relativ frei. Etwas abenteuerlich wirkten die nassen steilen Treppen, die auf die Felsen hinaufführten. Der so genannte Grottenfelsen ist der vorderste Fels und hat oben eine Aussichtsplattform. Die Aussicht von dort oben war schon ganz nett, zumal sich der ganze Regendunst zwischenzeitlich verzogen hatte. Dahinter befinden sich der Turm- und der Treppenfels, welche miteinander durch eine kleine Brücke verbunden sind. Ich machte noch ein paar Fotos und als dann eine größere Wanderschar anrückte, trat ich meinen Rückweg an. Dieses Mal wählte ich aber einen kleinen Weg, der parallel zum Wanderweg A3 verlief und den ich für mich alleine hatte. Überraschenderweise war der Weg zur Silbermühle von hier aus recht gut ausgeschildert und ich kam ohne viel zu suchen dort an. Dann begann mein letzter Aufstieg zurück auf den Velmerstot. Langsam ging mir hier etwas die Puste aus. Außerdem spürte ich beginnende Blasen an beiden Füßen. Irgendwann sollte ich mir doch mal neue Schuhe leisten.
Oben auf dem Waldweg angekommen musste ich mich noch mal per GPS orientieren, um den richtigen Rückweg zu meinem Auto zu finden. Wenn ich den Empfänger während dem Laufen hoch hielt, hatte ich immerhin Satellitenempfang. So kam ich dann auch etwas später endlich an meinem Auto an. Zum Glück hatte der Regen wieder aufgehört. Während ich wenigstens meinen nassen Fleece und die Jacke gegen einen trocknen Fleece und mein Thermohemd tauschte, kochte ich mir mit dem Spirituskocher noch mal etwas Wasser für einen Tee zum Aufwärmen. Nach einer kleinen Stärkung begab ich mich auf den plötzlich sehr lang erscheinenden Nachhauseweg.

Kleine Fotogalerie zur Tour:


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